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Möge unsere Kulturszene zugrunde gehen - und so Platz für Neues schaffen.

Falls es denn stimmt und den Theatern weiterhin das Publikum fehlt und Konzerte abgesagt werden müssen, muss der wahre Kulturkenner sagen: Die Allermeisten haben den Niedergang einfach verdient. Kunst ist dazu da, den Menschen zum Nachdenken zu bringen, andere Lebensentwürfe aufzuzeigen, die Fantasie anzuregen und den Status Quo zu hinterfragen und zu bereichern. In schweren Zeiten kann sie manchem sogar Trost sein.


Nichts von all dem hat die Kulturszene als Ganzes in den letzten zwei Jahren geleistet. Nicht in Deutschland und nicht in der Schweiz. Im Gegenteil war sie fügsamer als viele Kleinunternehmen und genau so folgsm wie die Grosskonzerne. Je arrivierter, je erfolgreicher desto gruseliger und gruusiger war es, zuzuschauen, wie sie bloss als Zudiener der Spritzkampagne oder dem Hissen der Ukraine-Flagge in Erscheinung traten und freimütig über jene herzogen, die das gewesen sind, was sie selber hätten sein sollen: Kritisch, mutig, laut, kreativ, subversiv. Es kommt einem fast so vor, als hätten die Leute im Widerstand sie daran erinnert, was Künstler sein sollten - und was sie selber nicht sind. Sich auch nur ehrlich zu schämen oder offen neidisch zu sein, hätte von all diesen Imagehütern zu viel Introspektion abverlangt.

Doch Künstler ohne die Fähigkeit zu schmerzhaften Einsichten sind nicht nur wertlos. Seit Corona wissen wir: Sie schaden der Gesellschaft sogar.

Insofern darf diese Art von Kulturszene gerne zugrunde gehen und die in den letzten zwei Jahren entstandene Subkultur der Wenigen, Tapferen, wirklich Lustigen und wirklich Mutigen weiter aufblühen, neue Nischen finden und besetzen und auf diese Weise in den Menschen den Zauber des Was-wäre-wenn von neuem entfachen.